Grundsätzlich gilt, dass Angst zunächst ein sehr wichtiges und zum Teil lebensrettendes Gefühl ist. Es ist eine Alarmreaktion unseres Organismus, die uns vor Bedrohungen schützt.
Es werden die körperlichen Kräfte zur Verfügung gestellt, die wir benötigen, um uns vor etwas in Sicherheit zu bringen. Angst stellt die Energie zur Verfügung, die wir für eine Flucht brauchen, wenn wir existentiell bedroht sind.
Und das in einer rasenden Geschwindigkeit, automatisiert, damit uns nicht wertvolle Zeit durch Denken verloren geht.
Die Bedrohungen der heutigen Zeit jedoch sind inzwischen andere als die unserer Vorfahren. Tiger und Bären gibt es kaum noch, statt dessen fürchten wir uns vor dem Verlust einer Beziehung, vor Verarmung, vor Arbeitsplatzverlust, vor Mobbing, Überforderung oder Demütigung.
Eine Art von Ängsten sind die Phobien. Dies sind Ängste vor ganz bestimmten Situationen. Angst in überfüllten Räumen, Höhenangst, Flugangst, Angst in engen Räumen (z. B. im Fahrstuhl), aber auch Angst vor Schlangen, Spinnen etc. oder die Angst vor einer körperlichen Erkrankung. Aber auch die Angst im Umgang mit Menschen („soziale Phobie“) gehört dazu. Diese durch konkrete Situationen ausgelöste Angst nennt man „Phobische Angst“ oder „Phobie“. Hier ist den Betroffenen meist bewusst, dass es sich um eine Angststörung handelt. Es wird versucht, diese Auslöser zu vermeiden und entsprechende Situationen zu umgehen. Schwierig wird es dann, wenn man z. B. in keinen Supermarkt mehr gehen kann, um Lebensmittel einzukaufen. Eine solche Angst kann die eigene Freiheit zunehmend auf extreme Weise einschränken.
Eine weitere Form der Angsterkrankungen ist die Panikstörung. Panikattacken treten plötzlich und scheinbar aus dem Nichts heraus auf, es lässt sich meist kein direkter Auslöser finden. Die Betroffenen werden von den körperlichen Begleiterscheinungen regelrecht überflutet, fühlen sich hilflos und ausgeliefert. Dann kommen Menschen in innere Erklärungsnot und schlussfolgern, dass sie jetzt bestimmt einen „Herzinfarkt“ bekommen oder sie fürchten „verrückt“ zu werden. Die Bedrohung wirkt subjektiv existentiell; mit dieser Symptomatik erscheinen Menschen dann häufig in der Notaufnahme eines Krankenhauses und erst, wenn zwei oder dreimal kein körperlicher Befund nachgewiesen werden kann, fällt die Entscheidung, sich zu einer psychotherapeutischen Behandlung und der Reise nach den Ursachen und Zusammenhängen aufzumachen. Hier besonders entsteht die sprichwörtliche „Angst vor der Angst“.
Diese mehr oder weniger starke Dauerangst ist eine weitere Form der Angsterkrankungen. Auch hier wissen die Betroffenen eigentlich nicht so wirklich, welches die genaue Ursache ist. Diese dauerhafte Form der ständig schwelenden Angst wird „Generalisierte Angststörung“ genannt. Auch hier kommt es häufig zu der Befürchtung körperlich krank zu sein oder zu werden.
Vor der psychotherapeutischen Behandlung einer Angststörung ist es zunächst unbedingt erforderlich und sinnvoll, eine körperliche Untersuchung durchzuführen. Bestimmte körperliche Erkrankungen wie eine Schilddrüsenerkrankung, eine Herzerkrankung, eine Erkrankung des Gleichgewichtsorgans etc. sollten ausgeschlossen werden. Wenn sich keine körperliche Erklärung der Symptomatik finden lässt, dann ist die Diagnose einer Angsterkrankung sehr wahrscheinlich. Meist kommen aber die Betroffenen schon „durchdiagnostiziert“ in die stationäre psychosomatische Behandlung.
Bei Angsterkrankungen jeglicher Art ist es von großer Bedeutung, dass die Menschen die Abläufe in ihrem Körper und in ihrer Psyche verstehen lernen. Psychoedukation: Dadurch werden sie selbst zum Fachmann oder zur Fachfrau für ihre Symptome und können besser einschätzen, wie und wann sie in die Hyperventilation kommen und lernen vor allem, dass die Zustände zwar extrem quälend und unangenehm sind, aber NICHT lebensbedrohlich.
In der Therapie wird großen Wert darauf gelegt, Werkzeug an die Hand zu bekommen, wie sie der Angst begegnen können. Das beginnt bei Übungen zum Grounding/Erden und zu Atemtechniken, geht über das Erlernen und gezielte Einsetzen von Entspannungstechniken bis zur Suche nach typischen Reaktionsmustern und deren Beeinflussung. In einem konkreten Setting wird dann versucht, möglichst alltagsnah neue Erfahrungen während dieser Angstsituationen zu machen, sich ihnen zu stellen und zu erleben, dass sie bewältigt werden können, damit sie ihren Schrecken verlieren. Ein weiterer Therapiepfeiler ist, genauer zu prüfen, ob die Angststörung möglicherweise auch eine andere wichtige Funktion für unsere Psyche hat. Es kommt vor, dass Menschen auf Grund verschiedener Erfahrungen sehr wütend sein müssten, jedoch zu angstbesetzt sind und diese Angst dann an anderer Stelle Symptome bildet. Oder in mir ist eine Trauer, die mir unbewusst zu unheimlich und zu groß erscheint, so dass ich stattdessen Angst empfinde.
In unserem stationären engmaschigen Setting der Psychosomatischen Privatklink Bad Grönenbach wird ein Behandlungsplan entworfen, der auf Ihre individuellen Bedürfnisse abgestimmt ist, wieder neue Lebensräume und Möglichkeiten erschließt, so dass sich Ihr Leben wieder lebenswerter anfühlt.